Mit ‘Schlamm’ getaggte Beiträge

Am Sonntag im August, zwei Tage vor Beginn des Wacken Open-Air-Festivals 2023, dem weltgrößten Heavy-Metal-Spektakel, bringen wir die ersten schweren Gerätschaften, wie Ochsengrill, 7,5-Tonner und Verkaufsstand als Anhänger sowie einen voll beladenen 40-Tonner mit Kühlanhänger auf das Festivalgelände nach Wacken.

Das Festivalgelände sieht noch gut aus, obwohl es schon einige Tage kräftig geregnet hat.

Wir sind zum achten Mal in Folge als Versorger mit unseren Spezialitäten auf dem schleswig-holsteinischen Festival in Wacken vertreten. Unser diesjähriges Angebot: Sau vom Spieß, Ochse vom Spieß und BBQ aus der Dampflok. Unser Team und wir stehen mit drei Verkaufsständen auf dem Mittelaltermarkt „Wackinger“. Neben weiteren Teil- und Themenbereichen ist insbesondere dieses Areal der beliebteste Bereich für die Besucher, denn im „Wackinger“ werden besondere Spezialitäten angeboten, die sich deutlich vom herkömmlichen Mainstream-Essen und herkömmlichen Fast Food unterscheiden. 

Die Hin- und Rückfahrt klappen am Sonntag ohne besondere Vorkommnisse. 

Noch einmal zu Hause geschlafen, reißt unsere Crew und wir am Montag endgültig nach Wacken an. Der Aufbau beginnt pünktlich. Es regnet inzwischen Bindfäden, der Boden weicht mehr und mehr auf. Die weiteren 28 Mitarbeiter und Aushilfen benötigen den ganzen Tag, um auf das Gelände zu kommen. Einige brauchen 18 Stunden und mehr. Die Anreise wird für alle zur Herausforderung. Gegen Abend wird vom Veranstalter für Stunden die Anreise verzögert, damit Traktoren, die mittlerweile jeden Besucher mit Auto auf die matschige Campsite ziehen müssen, nachkommen können. Am Dienstag das gleiche Bild. Die Autos der Anreisenden können auch an diesem Tag nur mit Traktoren aufs Gelände gezogen werden. Das Gelände ist inzwischen großteils eine aufgewühlte, nach Gülle stinkende, morastige und matschige Fläche. Nichts geht mehr. Aufgrund der anhaltenden schlechten Wetterlage und der extremen Regenmengen in den vergangenen 24 Stunden sind alle Campingplätze und Zuwege nicht mehr befahrbar. Am Abend erfolgt dann der endgültige Anreisestopp für alle Kraftfahrzeuge zum Wacken Open Air.

Aufruf der Veranstalter von Wacken Open Air

Hübner und Jensen, Veranstalter von Wacken Open Air, melden sich per Videoclip in den sozialen Netzwerken und bitten alle, die sich noch auf dem Weg zum Festival befinden, die Rückkehr anzutreten und nicht weiterzureisen. Im Netz bricht daraufhin ein Shitstorm aus. Es wird sich beklagt, dass doch viele bereits in den Flugzeugen, Zügen und Autos sitzen und extra lange Anreisen auf sich nehmen würden. Ein Abbruch sei für sie kostspielig und sehr aufwendig. Sie könne man doch jetzt nicht so einfach abweisen. 

Ausschlaggebend sind die Bedenken seitens der Behörden. Für einen Autobrand benötigt die Feuerwehr 50 Minuten Weg- bzw. Schlammstrecke bis zum Löschen dieses Autos. Es wird daher befürchtet, dass auch andere Rettungskräfte wegen Schlamm und Unwegsamkeit nicht schnell genug an Einsatzorten zugegen sein können. Abwenden kann das der Veranstalter nur, indem er das Festival mit weniger Besuchern garantiert.

Derweilen bauen wir weiter auf und kämpft mit dem Schlamm und dem anhaltenden Regen. Alles funktioniert trotz widriger Umstände nach Plan. 

Wir haben Bedenken. Bedeutet für uns nun der Anreisestopp, dass nicht genügend Besucher zu erwarten sind oder womöglich die Veranstaltung abgebrochen wird? Mit welchen Konsequenzen muss man unter Umständen hierbei rechnen? Die Stimmung im Team bleibt trotz Bedenken weiterhin zuversichtlich und stabil. Später erfahren wir, dass die Veranstaltung kurz vor dem Abbruch gestanden hat. Durch die widrigen Zuständen sei sogar der Aufbau arg behindert gewesen, so dass sie bis zur letzten Minuten Bedenken hatten, nicht fertig zu werden.

Am nächsten Tag öffnen die Veranstalter des Open-Air-Festivals zwar mit Verspätung ihr Pforten, aber das Festival soll, laut Veranstalter, ganz normal stattfinden. Als sich die Fläche mit den Festivalbesuchern füllt – auch vor unseren Verkaufsständen, wird allen klar: Es wird trotz allem erfolgreich und gut werden. 

Und hier brechen wir mal die Lanze für die Veranstalter Thomas Jensen und Holger Hübner. Man kann ja viel über sie meckern, es viel zu teuer empfinden, nicht bequem genug empfinden, über das Lineup meckern und alles total scheiße finden… was auch immer. Bei den beiden waren wir uns rein aus dem Urinstinkt verdammt sicher, dass die alles dransetzten, damit die Veranstaltung stattfinden kann und wir als Aussteller und Versorger sowie Besucher nicht im Regen stehen gelassen werden. Andere hätten der Behörde sicherlich nachgegeben und die beiden haben dem Druck getrotzt, komme was wolle. Den beiden haben wir auch zu verdanken, dass andere Camping-Areale in der Umgebung erschlossen und eingerichtet und Shuttle-Busse eingesetzt wurden, damit die Fans W:O:A 2023 feiern konnten. Die beiden haben dafür gesorgt, dass so viele Besucher wie möglich, auf das Gelände dürfen. Und die beiden sorgten auch dafür, dass sich alle, trotz der Umstände, wohlfühlen konnten. Für uns alle wäre das zum absoluten Desaster geworden, wenn die beiden die Nerven durch den behördlichen Druck verloren hätten, das steht fest.

Andrang bei der „Sau vom Spieß“

Tag eins verläuft planmäßig und fast ohne Beanstandungen. Eine kurzfristig rekrutierte Aushilfe, ein älterer Mann, baggert allerdings alle weiblichen Aushilfen per Messenger privat an. Wir weisen ihn diplomatisch zurecht. Es erfolgen keine weiteren Anmachversuche und unsere bereits nervös gewordenen Frauen können beruhigt werden. Er wirkt auf uns ziemlich zerstreut, ist in seinen Handlungen unsicher und fahrig in seinen Aussagen – austauschen können wir ihn allerdings im laufenden Betrieb nicht mehr. Zudem sinkt mit dem Anreiseverbot die Chance für uns, hier noch jemanden kurzfristig einzustellen und anreisen zu lassen, auf Null. Unsere Aushilfe arbeitet daher im Hintergrund in der Küche und das funktioniert, bis auf ein paar Ausnahmen, zufriedenstellend. 

Am nächsten Tag vermelden wir einen Kabelbrand an einem Starkstromkabel hinter unserem Ochsengrill.

Defekte Starkstromleitung Beim Ochsen

Die Spannung steigt. Denn wir hoffen, dass wir nicht ausgerechnet an diesem Strang hängen. Der Ochse muss sich unter allen Umständen über dem Feuer weiterdrehen – bei einem unvorhergesehenen Stillstand würde er bei dem loderndem Buchenholzfeuer sofort verbrennen. Die Feuerwehr rückt an und der Elektriker kann den Schaden wenig später reparieren. Zum Glück hat der Kabelbrand keine Auswirkung auf den weiteren Betrieb des Ochsengrills.

Beim Ochsen herrscht viel Andrang von hungrigen Gästen

Die Festivalbesucher versinken inzwischen knöcheltief in schlecht riechendem Schlamm. Die Besucher des Festivals lassen sich dadurch nicht beirren – sie feiern ausgelassen weiter. Viele werden die Unannehmlichkeiten einfach im Alkohol ertränken und davon gibt es eine ganze Menge auf dem Festival.  400.000 Liter Bier werden mittels Pipeline aufs Festival gepumpt und von den Fans alljährlich getrunken. Die Besucher trinken demnach viel, gelten aber bei Polizei und Rettungskräften als „zumeist ausgelassen und friedlich“.

Wackinger Stage, Schlamm und der wohl passende Aufruf einer Band zum Saufen

Es wird unter der Hand davon berichtet, dass trotz Anreiseverbot, neue Besucher auf das Festival zugelassen werden. Es heißt, jeder der am Einlass stünde, würde noch ein Eintrittsbändchen erhalten. In den sozialen Medien schreiben einige darüber offen, was sie beobachten. Sarah aus Oldenburg, sie hat es am eigenen Leib erlebt. Trotz Verbot ist sie mit Zug nach Wacken angereist und beim Eilass bekam sie ohne Beanstandung ihr Festivalbändchen. Dieses Bändchen legitimiert Besucher, damit auf das Festivalgelände zu kommen. 

Es wird munter gefeiert. Die allabendlichen Bilder, mittels Drohnen an den Himmel gezaubert, vermittelt Hoffnung und Feierlaune.

Erstaunliche Schauspiele am Himmel von Wacken Open Air, kurz W:O:A genannt

Parallel dazu werden rund um Wacken Ausweichflächen für die Übernachtung der Festivalbesucher organisiert. Viele Haus- und Hofbesitzer helfen und stellen ihre Grundstücke zum Campen zur Verfügung. Baumärkte und Einkaufsmärkte bieten ebenfalls ihre Parkplätze dafür an. Kurzfristig organisierte Shuttle -Busse sorgen dafür, dass die Besucher täglich zum Festival und abends oder nachts auch wieder zurück zu ihrer externen Campsite gefahren werden.  

Die Versorger und Anbieter kämpfen weiterhin mit ihren ganz eigenen Problemen, wie Standplatz und Beschaffenheit, Beschaffung von Ware, Geräte die nicht mehr laufen wollen, Verständigungsschwierigkeit durch laute Musik, Müdigkeit, Problemen mit Aushilfen und Mitarbeitern, Stromausfällen und vielem mehr. Sie kämpfen wie jedes Jahr gegen den ganz normalen Wahnsinn. Nur, dass in diesem Jahr der massive Regen mit seinen Schlammmassen zusätzliche Probleme bescheren.

Nach einem massiven Regenguss

Tag zwei beginnt für uns damit, dass das Aufspießen vom 450 kg Ochse nicht rund verläuft – die Spieße sind nicht stramm genug verschraubt – es dauert ewig, bis alles fest sitzt. Es ist viel Kraftanstrengung aber auch außergewöhnliche Ideen notwendig, bis der Ochse sich letztlich über Buchenholzfeuer drehen kann.

Manchmal braucht man einfach eine außergewöhnliche Idee, damit der Ochse hält🤪

Ansonsten verläuft auch der Tag an allen Verkaufsständen ohne weitere Beanstandungen. Sogar die Sonne lässt sich stellenweise einmal sehen. 

Der dritte Tag beginnt mit einem verkeilten Ochsen auf dem Grill. Es dauert ewig, bis der sich wieder frei drehen kann. Es regnet kaum noch. Der schlammige Boden fängt an, abzutrocknen. Festivalbesucher berichten, wie sie immer noch beobachten, dass weitere Festivalbesucher neu auf das Gelände zugelassen werden. 

Die Bands geben auf der Bühne ihr bestes und die Fans toben und feiern dazu. Wir haben mit allen Verkaufsständen gut zu tun.

Gäste, die bei der BBQ-Dampflok essen wollen

Der letzte Tag beginnt zunächst mit Sonnenschein. Danach erfolgen kräftige Regenschauer. Wir als Versorger und viele Aussteller ahnen, dass es nach dem Abbau in der Nacht wohl nicht leicht sein wird, vom Festivalgelände zu kommen. Das Gelände gibt im Laufe des Tages immer mehr nach und der Boden weicht wieder auf. Tiefe und unwegsame Fahrrillen erschweren den Fans den Fussmarsch von einer Bühne zur nächsten – einige bleiben mit ihren Gummistiefeln stecken – unbeeindruckt laufen sie kurzerhand Barfuss weiter.

Gummistiefel, die im Schlamm stecken geblieben sind

Eine Aushilfe macht indes die Essensmarken zu Geld … er kauft davon Longdrinks und verteilt sie unter einigen Mitarbeiter:innen. Wir werden über den Vorfall informiert und können das Unterfangen noch rechtzeitig stoppen. Mindestens 150 EUR Verlust müssen wir allerdings dadurch verbuchen. Der Betrag wird ihm später vom Lohn abgezogen. Den Fehler eingesehen hat er nur durch anschließende ermüdende Diskussionen. Den finanziellen Schaden, den er uns damit beschert hat – den war er allerdings aus eigenen Stücken nicht bereit auszugleichen.

Wertmarken – die eigenmächtig zu Longdrinks gemacht wurden


Am Abend, pünktlich zum Abbau, ist von diesem Mitarbeiter weit und breit nichts mehr zu sehen. Ihm folgt geradewegs ein zweiter. Nämlich der ältere Herr, von dem wir am Anfang berichtet haben. Er streitet sich mit dem Mitarbeiter, der die Wertmarken zu Longdrinks gemacht hat und will dann offensichtlich auch nicht mehr beim Abbau helfen. Er verabschiedet sich mit einer fadenscheinigen Ausrede vom Team, er hätte noch einen wichtigen Termin und zieht von dannen. Natürlich, ohne jemals vorweg mit seinen Vorgesetzten darüber gesprochen zu haben. In der sau-saugut Gruppe des Messengers prahlt er später damit herum, dass er lediglich früh gefahren sei, um dem langwierigen Abreiseverkehr zuvor zu kommen. Ihm war offensichtlich nicht klar, dass auch wir als Vorgesetzte und Inhaber der sau-saugut die Gruppe mitlesen können. 🤣

Das Team bereitet indes den Abbau vor und will noch 3 bis 4 Stunden schlafen. Allerdings rauben ihnen einige laut feiernde Mitarbeiter:innen den Schlaf. Sie feiern mit lauter Musik auf der Campsite und nehmen keine Rücksicht auf schlafende Kolleginnen und Kollegen. Es hagelt daraufhin Beschwerden. Das Team ist angespannt und genervt. Im Vertrag mit dem Veranstalter von Wacken Open Air steht, dass bis nächsten Tag um 12 Uhr der Abbau der Versorger und Anbieter abgeschlossen sein soll. An ein Ausschlafen ist daher nicht zu denken. Mit ein bis zwei Stunden Schlaf muss das Team daher auskommen, um mit Abbau von drei Ständen noch pünktlich von der Veranstaltungsfläche fahren zu können.

Matsch und Schlamm – im Hintergrund stehen die helfenden Traktoren, die herausziehen können, wenn man es aus eigenen Kräften nicht schafft.

Am Abbautag nieselt es. Die Bodenbeschaffenheit ist wieder aufgeweicht, gefühlt kratertiefer Schlamm. Wir bauen mit dem übrig gebliebenen Personal ab 5 Uhr übermüdet und ausgelaugt ab.  Gegen 8 Uhr fährt der 40-Tonner Lkw auf den Platz. Auf den Lkw wird die Dampflok, Holz, haufenweise Paletten und der Ochsen-Stand geladen. Obwohl der Lkw Allrad hat, bleibt er beim Versuch loszufahren stecken. Der Radlader kann ihn im zweiten Versuch allerdings herausziehen. 

Raiffeisen in Bad Zwischenahn stellt uns Fahrer und LKW für Wacken zur Verfügung

Um 9:30 Uhr fährt das Team, ohne fremde Hilfe von Traktoren, fertig beladen und mit den Anhängern vom Gelände. Die ersten 30 km verlaufen ohne Beanstandung. Plötzlich bemerkt eine Fahrerin Rauchgeruch auf der Fahrt. Ihrem Vordermann, der den Ochsengrill als Anhänger zieht, gibt die Fahrerin Bescheid, dass an der nächsten Parkmöglichkeit ein Zwischenstopp eingelegt werden muss, um alles zu überprüfen. Im nächsten Moment schlägt ihr ein Gegenstand auf die Windschutzscheibe – die Scheibe reißt großflächig, bleibt aber, wie durch ein Wunder stabil. 

Auf dem Parkplatz angekommen, überprüft das Team das Fahrzeug. Der Bruch der Scheibe ist Gott sei Dank durch das Verbundglas nicht durchgehend. Man fühlt nichts von innen. Sie beschließen mit dem Steinschlag weiterzufahren.

Beim Überprüfen des Ochsengrills steigt der Rauchgeruch wieder in die Nase. Die Fahrer der Fahrzeuge werden schnell fündig. Sämtliche vier Reifen sind kochend heiß und an einem Rad fehlen alle Muttern – sie sind fein säuberlich herausgedreht. Sabotage? Andere Reisende beobachten die Misere und helfen sofort mit Feuerlöscher und Wasser. Mit dem Wasser werden die Reifen gekühlt und das Team kann vermeiden, dass der Anhänger Feuer fängt. Später wird der Anhänger abgekoppelt – er ist in diesem Zustand nicht mehr fahrbar und wird bis zum Abholen auf dem Parkplatz stehen bleiben müssen. Das Team muss ohne Ochsengrill die Reise fortsetzen. Nicht vorstellbar, was passiert wäre, wenn sich das Rad auf der Autobahn verselbständigt hätte. Es hätte sicherlich die nachfolgenden Autos gefährdet. Und der schwere Ochsengrill wäre unter Umständen ins Schlingern geraten und hätte das Zugfahrzeug und Fahrer gefährdet. Wir sind über diese Begebenheit bestürzt – wir können uns den Vorfall nicht erklären.

Im Stau im Elbtunnel entdecken die Fahrer der sau-saugut einen wild gestikulierenden Kollegen am Steuer seines Transporters. Mit Kühlwagen dahinter fährt er kurzerhand die nächste Abfahrt herunter. Die nächstgelegenen Fahrer der Kolonne folgen ihm und es stellt sich heraus, er hat Probleme mit seinem zu heiß gewordenen Motor. Er beschließt, solange mit Weiterfahrt zu warten, bis der Motor wieder normale Betriebstemperatur hat. Der restliche Tross setzt die weitere Heimfahrt fort. Um wieder auf die Autobahn zu kommen, müssen sie aber nun quer durch Hamburg fahren. An einer sehr engen Stelle einer Baustelle schafft es ein Fahrer mit Anhänger nicht, die Kurve zu nehmen. Das Hinterrad vom Anhänger knallt unsanft gegen den Bordstein. Wenig später fährt die Kolonne auf einen völlig überfüllten Rasthof mit Reifenschaden auf. Durch den Bordstein wurde die Felge sehr stark beschädigt, sodass ein Reifenwechsel vorgenommen werden muss. Polnische Fahrer versorgt das Team gleich mit Kaffee und bieten zugleich ihre Hilfe an. Nach 20 Minuten können sie die Fahrt weiter fortsetzen und kommen alle, auch der Kollege mit überhitzten Motor, übermüdet aber wohlbehalten um 17 Uhr am Ziel an. 

Beim nächsten Schaden handelt es sich um einen Felgen- und Reifenschaden

Für einen Umtrunk sitzen wir anschließend zusammen und lassen die Tage noch einmal Revue passieren. Ein neuer Mitarbeiter, vom Typ her entspannt und freundlich, bittet kurz vor seiner Heimfahrt zum vierten Mal um Vorschuss. Wir lehnen allerdings ab, wir benötigen erst einmal seine geleisteten Stunden, um mit ihm abzurechnen. Wir machen ihn darauf aufmerksam, dass sein Restlohn ordnungsgemäß überwiesen wird, wenn eine Lohnabrechnung erfolgt sei. Daraufhin verliert dieser Mitarbeiter die Fassung, zickt herum und tätigt theatralische die Aussage, dass nur wir daran Schuld haben, dass er nun ohne Geld sei. Und die sau-saugut solle nicht bei der nächsten Veranstaltung mit ihm rechnen. Wir und unser Team lassen sich nichts anmerken, wir bleiben sachlich und verabschiedet ihn freundlich. Es ist uns allen in diesem Moment jedoch klar, dass dieser Mitarbeiter mit uns nicht mehr rechnen kann und das letzte Mal mit dabei gewesen ist. Dieser besagt Mitarbeiter war es auch, der in der letzten Nacht noch gemeint hat, Party zu feiern. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. 

Das war für die sau-saugut in diesem Jahr Wacken Open Air. Wir werden unsere Sachen im nächsten Schritt ausladen und für das nächste Festival neu packen. In drei Tagen geht es weiter zur nächsten Großveranstaltung namens Mera Luna.  Und wenn diese Veranstaltung hinter uns liegt, haben wir zwei Tage bis zur nächsten Veranstaltung Reload. Für uns heißt es daher nun, jede freie Minuten ausgiebig dafür zu nutzen, um ausreichend zu schlafen.

Für einige Besucher übrigens endete das Wacken Open-Air-Festival allerdings nicht so angenehm. Der Schlamm ist ins innere geraten und hat sich beim Anlassen des Motors mittels Keilriemen in die Motoren gefressen. Die Autos stehen mit Motorschaden in den nahegelegenen Werkstätten. Der ADAC war am Abreisetag am Sonntag daher im Umkreis komplett ausgelastet. 

Für Wacken Open-Air-Festival 2024, auch W:O:A genannt, sind die Karten bereits nach viereinhalb Stunden ausverkauft gewesen.

Berichten zufolge fehlen den Wacken Veranstalter durch das diesjährige verregnete Festival ein Drittel der Einnahmen durch die Rückerstattung der Tickets. Thomas Jensen, Mitbegründer von Wacken, bestätigt, es fehlen Einnahmen in Höhe von mehr als sieben Millionen Euro. Wacken Open Air befindet sich bereits in der Planung und wird, egal was passiert, auch im Jahr 2024 stattfinden. Komme was wolle!

Es ist zu hoffen, dass das Wacken Open Air 2024 trockener erfolgt als das diesjährige. Für Besucher war es vielleicht noch spaßig, für uns bedeute es allerdings tagtäglichen Widrigkeiten zu trotzen – und das war nicht immer lustig.

Dit hier haben wir uns allerdings alle verdient. 🤪

Ich habe lange überlegt, ob ich darüber berichten soll… ich tue es nun, denn es ist der Situation am Osterwochenende und den Bemühungen des Veranstalters sowie allen  Marktbeschickern und Gästen einfach geschuldet.

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Wir wussten teilweise nicht, ob wir in Wacken oder am Stausee Hohenfelden stehen, so schlammig sind die Bodenverhältnisse an diesem Wochenende. Die Situation ist unzumutbar für alle Besucher, die trotzdem gekommen sind. Die meisten Stände sind mit guten Schuhen erst gar nicht zu erreichen. Mit Gummistiefeln ist man klar im Vorteil. Zudem müssen alle extrem aufpassen, um nicht auf dem Schlamm auszurutschen. Einige zerlegt es trotzdem….

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Das Wetter… es ist von mäßig bescheiden bis zum heulen.  Bis auf den Ostermontag, da ist es dann endlich einmal trocken und sonnig. Der Boden jedoch bleibt aufgeweicht. Die Besucher haben deutlich den Tee auf… wir auch!

Einige Essenstände können gar nicht mehr trockenen Fußes erreicht werden, sodass die meisten sich auf dem asphaltierten Weg tummeln. Hier stehen, neben zwei Tavernen, wir mit Sau vom Spieß und Thüringer Bratwurst und Kartoffelfrank mit seinen Kartoffelecken und Kartoffelpuffern. So ist es nicht verwunderlich, dass die Besucherschlangen vor unseren Ständen lang sind.

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Wir versuchen im Nachhinein zu lächeln, als uns die nölenden Facebook-Kommentare der Besucher erreichen. Danach hätten wir tun können was wir wollen, die Laune der Besucher war bei diesen Zuständen offensichtlich mehr als gekippt. Den einen war wohl die Sau zu teuer, der andere bemängelte an der Thüringer Bratwurst, dass sie nur gebrüht sei… die Meisten bemängelten die Größe der Wikingerboote, das schlechte Wetter und den Matsch.

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Fakt ist, an unserem Stand hat zur Veranstaltung selbst kein Mensch ein Wort darüber verloren. Alle sind zufrieden und meckernde Gäste gab es bei uns überhaupt nicht.

Es handelte sich für alle Beteiligten um eine Erstlingsveranstaltung. Wir wissen daher vorweg nie, was uns erwarten wird. Aus diesem Grunde setzen wir selbst z.B. auf 2/3 ungebrühte und 1/3 gebrühte Bratwürste. Es sind also unsere letzten Bestände, als wir die gebrühten Thüringer und Rindswürste auf den Grill legen und gottlob halten wir damit am letzten Tag bis 17 Uhr durch.

Wir hätten an den Ostertagen für alle Facebook-Kritiker Kaviar herausgeben können… es wäre trotzdem keinem irgendwas recht gewesen. Dieses Wetter und die Bodenverhältnisse haben jeden seelisch heruntergezogen. Ostereier im Matsch suchen, das ist aber auch einfach nur blöd. Wir mussten das Beste daraus machen und das haben wir mit Fug und Recht getan. Unsere Zahlen bestätigen uns auch, dass wir bei besagten 8 gegrillten Sauen, trotz der widrigen Umstände, viele Gäste kulinarische mit Sau vom Spieß glücklich stimmen konnten.

Aber auch wir fahren mit gemischten Gefühlen nach Hause. Die örtlichen Verhältnisse  haben auch uns zugesetzt.

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Momentan verspüre ich persönlich wenig Lust, diese Veranstaltung nochmals anzufahren… Aber dabei handelt es sich nur um eine Momentaufnahmen, das kann sich sicherlich nochmals ändern. Wenn wir im nächsten Jahr wiederkommen sollten, dann werden wir die Bratwurst von Sau vom Spieß räumlich trennen, sodass die Bratwurstfanatiker direkt bestellen können ohne sich noch mit den Gästen für Sau vom Spieß in die Schlange anstellen zu müssen. Umgekehrt ebenso 😉

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Es tut uns leid, dass einigen von euch diese Veranstaltung so verärgert hat. Im Grunde genommen kann man niemanden die Schuld dafür geben. Auch der Veranstalter hat mit solchen Bodenverhältnissen ganz sicher nicht gerechnet. Und auf den Matsch noch Rindenmulch zu legen, das wäre, neben den zusätzlichen Kosten (Transport, Auf- und Abtragung), zu den Feiertagen kurzfristig gar nicht erst möglich gewesen.

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Noch eins zu der Größe der Wikingerboote. Einige stellten sich wohl vor, dass auf dem Stausee Wikingerschiffe anstatt Ruderboote ihre Kreise ziehen werden. Sorry… aber was soll mit so großen Schiffen so eine Veranstaltung denn dann kosten? Das war einigen Besuchern  doch so schon zu teuer? Diese großen Schiffe zu diesem Stausee zu transportieren und aufs Wasser zu lassen, würde zudem komplett den Rahmen sprengen. Was erwartet ihr denn von so einer kleinen Veranstaltung? Zudem ist das Wasserschutzgebiet, das wäre gar nicht zugelassen worden. Also irgendwie sollte man, trotz aller Widrigkeiten, die Kirche einfach mal im Dorf lassen.

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So, ist das auch geschwätzt.

Mendig und Rock am Ring – ob diese Konstellation verantwortlich dafür ist, die Gewitter und Blitze magisch anzuziehen?  Wie im letzten Jahr werden mehr als 90.000 Festivalbesucher durch ein Unwetter heimgesucht. Starkregen und Blitzeinschläge fordern viele Verletzte. Der Matsch ist unsäglich. Mag sein, dass es in Wacken wohl immer so ist, aber die Besucher auf Rock am Ring kennen dies nicht so massiv und können darauf gut und gerne verzichten. Von daher haben einige den Tee / Kaffee bereits Freitagabend auf und reisen nach dem Unwetter ab.

Am Samstag dann das lange Warten auf Nichts – wir sind nicht informiert und wir hoffen, trotz der Schlammmassen, darauf, das pünktlich geöffnet wird. Daher legen wir vier Sauen aufs Feuer… nach und nach sickern Spekulationen zu uns durch: es wird verspätet geöffnet, es verzögert sich noch um ein paar Stunden und zu guter Letzt heißt es, um 21 Uhr, pünktlich zu Red Hot Chili Peppers, ist Einlass.

Wir glauben es nicht, aber nachmittags dann offiziell die erste Rundmeldung, dass es tatsächlich so ist. Die erste Sau zerfällt schon gar vom Spieß. Die nächste folgt…

Vor dem Auftritt von Red Hot Chili Peppers lauschen wir der Aussage vom Veranstalter Marec Lieberberg, dass von der Behörde noch keine Genehmigung für Sonntag vorliegt. Wir ahnen, das Ganze wird blöde ausgehen…

Das Wetter bleibt stabil, Red Hot Chili Peppers gibt sich die Ehre und alle hoffen auf eine Genehmigung. Doch um 3 Uhr nachts dann die offizielle Mitteilung, dass RaR2016 nicht mehr weitergeführt wird, da am Sonntag neue Unwetter zu erwarten sind.

Alle Besucher werden darum gebeten, am Sonntag bis 12 Uhr vom Platz zu sein. Viele pennen schon, bekommen diese Meldung erst Sonntagmorgen durch die Lautsprecher mit, oder verpassen den Aufbruch, weil sie ihren Rausch ausschlafen…

Sonntagmorgen: Über dem Veranstaltungsgelände strahlender Sonnenschein, der Boden eine einzige Schlammschlacht. Ohne Traktoren ist ein herunterkommen vom Gelände gar nicht möglich. Herzlichen Dank an die vielen Bauern, die uns mit schwerem Gefährt beim Abbau und der Rausfahrt geholfen haben!

In der Ferne zieht es sich nach und nach bedrohlich zu. Wir beeilen uns mit dem Abbau. 16 Uhr dann Aufbruch nach Hause. Unterwegs auf der Autobahn durchfahren wir mehrere Unwettergebiete. Gottlob liegt Schlamm und Verwüstung hinter uns. Die sau-saugut ist nun einfach nur noch froh, nach Hause zu kommen. Um zwei Uhr in der Nacht haben wir es geschafft – wir sind zu Hause.

Unsere Gedanken sind bei euch – unsere Genesungswünsche gehen an alle verletzten Besucher. Erholt euch und werdet baldigst gesund.

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