Alles klar auf der Andrea Doria?

Veröffentlicht: 15. Juli 2022 in Allgemein, Veranstaltungen - Hintergründe
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Ein Interview mit Angela und Arnt zur aktuellen Situation der sau-saugut

Inzwischen sind wir im Jahr 2022 gelandet … Covid bleibt uns erhalten und die sau-saugut, was ist aus ihr geworden? Die sau-saugut hat die zwei Jahre Corona-Pandemie überstanden und bewegt sich seit April mit Überschallgeschwindigkeit von einer Veranstaltung zur nächsten. 

Die zwei Jahre Coronahype sitzen jedoch noch allen massiv in den Knochen. Die Mitarbeiter der sau-saugut sind raus … sie sind nicht mehr eingenordet und müssen sich viele Handgriffe erst wieder mühsam in Erinnerung rufen und verinnerlichen. Ihnen geht die Arbeit daher nicht mehr leicht von der Hand. Ihr persönliches Leben hat sich in den zwei Jahren teilweise auch massiv verändert. Ein Mitarbeiter ist dem Alkohol verfallen – der Führerschein ist bereits weg und er kann kaum noch für die sau-saugut eingesetzt werden. Ein anderer befindet sich in Trauer, da seine Mama in der Zeit an Corona verstorben ist und eine weitere Mitarbeiterin leidet heute noch unter den Folgen ihrer Coronaerkrankung. 

Eigentlich ist die Zeit momentan sehr surreal und an einem Punkt stehen geblieben, der sich für alle nicht genau erfassen lässt. 

Festival vor der Pandemie

Durchweg alle Veranstalter beklagen, dass sie nicht genügend Marktbeschicker und Versorger finden. Grund, viele existieren einfach nicht mehr. Sie haben die Zeit der Entbehrung nicht durchgestanden und mussten sich daher beruflich umorientieren, um finanziell über die Runde zu kommen. Sie stehen den Veranstaltungen de facto nicht mehr zur Verfügung. 

Etliche Marktbeschicker nehmen in dieser Saison nur halbe Fahrt auf, denn ihnen fehlt schlichtweg das Personal. Insbesondere das schlecht bezahlte Personal orientierte sich in Coronazeiten um und kommt nun nicht mehr zurück.  Hinzu gesellen sich die vielen an Covid erkrankten Mitarbeiter und Marktbeschicker. Momentan werden reihenweise die Veranstaltungen wegen Corona abgesagt. 

Die sau-saugut steht noch gut da. In den Zeiten der Entbehrung zahlten sie ihren Mitarbeitern weiterhin Lohn, um sie nicht allein zu lassen. Mindestlohn ist bei ihnen zu keinem Zeitpunkt Thema gewesen – ihre Mitarbeiter werden schon immer weit über Mindestlohn bezahlt. Schließlich arbeiten sie am Wochenende, der Job ist anstrengend und der Einsatzort ständig wechselnd. Dafür muss man schlussendlich auch anständig entlohnt werden. Arnt sagt immer: „Eine Firma ist immer nur so gut, wie zufriedene und kompetente Mitarbeiter vorhanden sind.  Daher bekommt jeder von ihnen von uns auch einen guten Lohn“. 

2022 ist jedoch auch für die sau-saugut anders, als all die Jahre zuvor. Die Zeit ist unwirklich. Einerseits kann sich die sau-saugut über die vielen Catering-Aufträgen und Veranstaltungen nicht beklagen, doch andererseits ist es auch nicht möglich, auf allen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Täglich gehen bei ihnen mehrere verlockende Angebote und Anfragen ein, vieles davon müssen sie jedoch ablehnen, weil ihr Terminkalender bereits üppig gefüllt ist und ihre Ressourcen dazu ausgeschöpft sind. 

Die zwei Jahre Corona nutzten sie, um sich weiterzuentwickeln, denn Stillstand ist und bleibt keine Option. Neben dem Betreiben des Pop-up BBQ-Hofes investierte die sau-saugut in eine BBQ-Dampflok und später baute das Betreiber-Ehepaar, Angela und Arnt, dazu noch einen passenden Waggon als Verkaufswagen. 

BBQ-Dampflok nebst Waggon auf dem Hurricane-Festival 2022

Inzwischen gehen am Wochenende bis zu drei Verkaufseinheiten auf Reise. 

Zusammen mit ihrem örtlichen Metzger, Henning Meyerjürgens, lassen sie sich aktuell einen Ochsengrill bauen und können sich jetzt schon nicht mehr vor Anfragen retten.

Ochsengrill in der Bauphase
Innenansicht mit Schwerlastfunktion um einen 350 kg Ochsen zu bewegen

Das schon allein zu koordinieren, ist brutal.

Das bedeutet für uns, dass wir gewaltig umdenken müssen, wenn es um Koordination und Organisation geht. Nun sitzen wir noch länger dazu im Büro, um all die bürokratischen Dinge zu erledigen. Und wenn es am Wochenende für uns losgeht, dann muss das im Vorfeld genau geplant werden, damit genügend Fahrer da sind, die uns unsere Transporter, Lkws und Anhänger zu den jeweiligen Veranstaltungen hin und zurück fahren. Meist erwarten uns unsere Mitarbeiter und Aushilfen bereits auf den Veranstaltungen, damit sie zeitnah mit dem Aufbau beginnen zu können„, so erzählt Arnt. 

Wenn es das Wetter zulässt, wir das Büro kurzerhand nach draußen verlagert

Hinzu kommen die ganzen Bestimmungen vom Veranstalter. Das erleichtert uns weiß Gott das Leben nicht. Mitarbeiter müssen für bestimmte Veranstaltungen angemeldet und polizeilich überprüft werden. Dafür sind aktuelle Papiere notwendig und in dieser Pflicht sind wir, diese zeitnah zum Veranstalter zu schicken. Das Veterinäramt verlangt parallel dazu Informationen von uns, ellenlange und für alle möglichen Sachen müssen Excellisten geführt werden, Anträge erstellt und Strom sowie Wasser beantragt werden. Hinzu kommen für uns Marketing, Vertrieb, Buchhaltung, Schriftverkehr, Instandsetzung Fuhrpark und Verkaufseinheiten, die Rekrutierung von Aushilfen und vieles andere mehr. Ein 16 Stunden Tag ist da für uns beide, meiner Frau und mich, oft leider die Regel„, führt Arnt weiter dazu aus.  

Bedenken für die Zukunft 

Momentan geben wir Gas und nehmen alles mit, was wir bekommen, genauer gesagt bewältigen können“, erzählt uns Arnt’s Frau, Angela. „Wir fahren weiterhin auf Sicht, denn Corona wird uns noch lange das Leben schwer machen. Und der Krieg in der Ukraine lässt uns Spalier stehen. Das geht keineswegs an uns vorbei, denn das Ausmaß dessen kann für alle in der Zukunft bedrohlich werden. Es mischen sich inzwischen ziemlich viele in den Krieg ein, unterschwellig bedeutet das jetzt schon Krieg auf breiter Front.“ 

Wir bekommen die Ausmaße schon zu spüren. Es fehlen etliche Artikel und Gewürze in den Regalen, auf die wir angewiesen sind. Etwa Senf, die wenigsten wissen, dass nicht nur Deutschland hauptsächlich die Senfsaat aus der Ukraine beziehen würde – momentan ist es schon Glücksache, Senf in den Mengen, wie wir es benötigen, zu bekommen, von der Preisexplosion mal ganz abgesehen. Derzeit kommen uns noch die Entbehrungen der Corona-Jahre zugute. Viele sind „ausgehungert“ und wollen endlich wieder etwas erleben. Der Zuspruch auf den Veranstaltungen ist daher sehr groß. Aber durch die Energiekrise wird das Geld der Leute immer knapper – es ist nur eine Frage von Zeit, wann wir das deutlich zu spüren bekommen. Wir versuchen uns daher so breit wie möglich aufzustellen, um für alles mehr oder weniger vorbereitet zu sein„, so führt Angela weiter aus.

Als Fans von Udo Lindenberg, besuchen sie auch seine Konzerte gerne

„Wir verfolgen daher, als Fan von Udo, was Udo Lindenberg eindringlich zur aktuellen Lage  verkündet“: „Jetzt sich nicht runterfallen lassen in Ohnmacht, Hilflosigkeit und Angst, sich nicht runterziehen lassen, sondern all unsere hart erkämpften Werte von Freiheit und Frieden schützen, besonnen mit diesen Errungenschaften umgehen und volle Power zusammenhalten.

Das Betreiber-Ehepaar sieht der Zukunft, trotz allen Bedenken, optimistisch entgegen. Optimismus ist die einzige Triebfeder für Weiterkommen, Entwicklung und Erfolg, darin sind sich beide einig.

Zum Ausgleich fährt das Betreiber-Ehepaar öfters mal an die nahegelegene Küste

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