Gerade noch soeben haben wir mit dem Heidelberger Herbst die Kurve bekommen.
Diese Veranstaltung verläuft in jedem Jahr und bei jeder Wetterkonstellation gut für uns. Die Stadt ist immer brechend voll und wir haben entsprechend viele Gäste.
Daher sehen wir immer zu, mit mindestens 5 Servicekräften auf dem Verkaufsstand zu sein, sonst wird der Besucherandrang für uns zur Tortur. Das ist schon mit 5 bis 6 Servicekräften richtig anstrengend. Hinzu kommt, dass wir an diesem Wochenende gleich zwei Veranstaltungen haben, also noch zwei Angestellte nicht zur Verfügung stehen, weil sie auf unserer Parallelveranstaltung arbeiten müssen.
In diesem Jahr ist der Wurm drin, es passieren laufend unerwartete Dinge. So auch als wir schon in Heidelberger aufbauen. Ein Mitarbeiter erscheint erst gar nicht, telefonisch ist er nicht erreichbar. Mein Mann und ich bauen daher sichtlich genervt alleine auf. Und ein weiterer Mitarbeiter sagt uns, unter einer fadenscheinigen Begründung, einen Tag vor dem Heidelberger Herbst ab. Als ob ich es vorher schon geahnt hätte, stelle ich schon vor seiner Absage eine Anzeige ins Netz, um für den Heidelberger Herbst Servicekräfte zu suchen.
Man kann sich nicht vorstellen, mit welchen Anfragen ich daraufhin konfrontiert werde. Ich sitze bis tief in die Nacht vor meinem PC und schüttle einfach nur noch den Kopf.
Einen kleinen Auszug dessen möchte ich mal auflisten:
- „Habe am beiden Tagen zeit. Braucht ihr noch Leute?“ (kein Name hinterlegt und auch nicht, welche Erfahrungen vorliegen…)
- „Halli Hallo :) Sind Sie denn noch auf der Suche nach zwei helfenden Händen am Heidelberger Herbst :)?“ (die Anzeige wurde kurz zuvor von mir eingestellt – als Leser erkennt man das sofort… und dann gleich mit „Halli Hallo“ anfangen…)
- „Hallo ist die Anzeige noch aktuell ?“ (wurde eine Sekunde vorher eingestellt… und wieder kein Name hinterlegt)
- „Guten Tag sie sind sehr Symphatisch würde mich echt freuen wenn es klappt„. (sympathisch? Sie kennt mich doch gar nicht…)
- „Hallo istder job noch zu haben“ (7 Worte erklären alles)
- „Hallo darf man fragen ab wie spät es wäre“ (Hä? Sind da nicht andere Sachen erst mal wichtiger – mir hätte ja schon ein Name gereicht…)
- „Hab eine frage könnte man das beide Wochenende Tage machen? Dann wäre ich der richtige man dafür“ (mittlerweile bin ich genervt…)
- „Is ariyorum“ (was bitte?)
- ….
Neben solchen Offerten bekommen wir jedoch auch tadellose Anfragen. Ich beschreibe per E-Mail ausführlich, um welche Tätigkeit es sich bei uns handelt. Alles ist geklärt und bei der Frage, wann es möglich ist, sich bei uns persönlich vorzustellen, bekomme ich keine Antwort mehr. Eine Servicekraft will nur noch schnell ihr Gesundheitszeugnis suchen. Ich gebe ihr noch mit auf den Weg, dass wir sie auch persönlich belehren können, wenn sie es nicht finden sollte. Melden tut sich die Gute ab dem Zeitpunkt dann auch nicht mehr. Inzwischen ist es 0:00 Uhr – ich begebe mich ins Bett, da ich morgen, um 5 Uhr früh nach Heidelberg aufbrechen will.
Am nächsten Morgen liegt schon eine weitere E-Mail von der Dame vor, die mich so sympathisch findet, mit den Worten: „Bin schon wach hehe. Spaß muss zu Arbeit aber ich freue mich auf später„.
Zwei Bewerber melden sich beim Aufbau in Heidelberg telefonisch bei mir. Zsofia meint, sie kann kein gutes Deutsch sprechen… wir treffen uns kurzfristig und ich habe nicht den Eindruck, dass sie mich nicht versteht. Im Kundenkontakt, einen Tag später, stellt sich heraus, dass sie sich damit einfach nur unterschätzt hat. Natürlich versteht und spricht sie unsere Sprache gut. Man muss sich mal vorstellen, Zsofia ist erst seit Januar in Deutschland und spricht wirklich gutes Deutsch. Also ich könnte eine andere Sprache ganz bestimmt nicht in der kurzen Zeit lernen. Und Ozan, als er sich vorstellt – türkische Nationalität – ich bin ehrlich, ein wenig skeptisch bin ich in diesem Moment schon. Schweinefleisch und Koran schießt es mir durch den Kopf und ich spreche es gleich an. Doch für Ozan ist das gar kein Problem. Er hat zwar mit einem Getränkestand anstatt einem Sauenstand gerechnet, aber er sagt uns kurzerhand und verbindlich zu und ich weiß in diesem Moment sofort, ich kann mich auf sein Wort zu 100% verlassen.
Also stelle ich beide kurzfristig ein.
Zsofia und Ozan rocken mit uns, nach einer Einarbeitung von 5 Minuten (das ist rekordverdächtig), den Heidelberger Herbst, als ob sie schon Jahre bei uns arbeiten würden. Für uns verläuft die Veranstaltung genau nach Plan und wir können sie, wie in jedem Jahr zuvor, wieder mit vollem Erfolg abschließen. Zudem haben wir an diesem Wochenende eine Menge Spaß zusammen! Zsofia und Ozan waren ein richtiger Glückgriff – vielen Dank an euch beiden, ihr wart nicht nur sympathisch sondern auch richtig, richtig gut!
Gute und verlässliche Mitarbeiter sind ein Segen für uns. Und dabei kommt es rein gar nicht auf Nationalität an, sondern nur darauf, ob man als Mitarbeiter arbeiten möchte und auch den Ehrgeiz besitzt, gut zu sein.
Übrigens, der Mitarbeiter, der erst gar nicht gekommen ist, ist noch abends angereist und konnte uns bei der Veranstaltung doch noch unterstützen.