Mit ‘Seneca’ getaggte Beiträge

Mal wieder Ursache und Wirkung

Veröffentlicht: 28. Mai 2024 in Allgemein
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Update! Wir werden die Vornamen von den Hofbesitzern unkenntlicher gestalten, indem wir nur noch von S. und J. aus W. berichten.

Teil II ein nicht endend wollenden Tragödie – oder die nächste Begebenheit, die uns wieder um eine Erfahrung reicher macht.

Wir berichteten im letzten Kapitel darüber, wie man einen fast gekauften Hof im letzten Moment noch verlieren kann. Menschen schaut man halt immer nur vor dem Kopf. Doch wie sagt man auch immer so schön? Wer weiß, wofür es gut ist. Dieser Dauerlärm von der Straße und die Tatsache, dass wir mit dem Hof tiefer liegen, als die Straße, das sind nur zwei Gründe von vielen, die ich dazu schon einmal aufzählen kann. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir hier einmal richtig von Regenmassen getroffen werden. Und dann saufen wir definitiv ab, denn es fließt, wegen fehlendem Abfluss nichts ab. Als der Dauerregen auf uns niederprasselte, lagen vor der Haustür und der Scheune bereits Sandsäcke – die liegen da ja nicht umsonst.

Und dieser Lärm von der Straße, der stresst nur noch. Diese mittlerweile maroden Stallungen und Nebengebäude, sowie rundherum kaputte und viel zu kleine Dachrinnen … Wir müssten, damit wir rangieren können, den Hof pflastern und in der Scheune einiges umbauen, damit die Firma überhaupt noch hineinpasst. Das kostet alles nur Unmengen an Geld. Wahrscheinlich haben die Hofbesitzer aus W. uns mit ihrer Sturheit und Gier hervorragend in die Karten gespielt. Wir können wohl dem Ehepaar J. und S. offensichtlich sogar dankbar dafür sein, hier nicht wohnen bleiben zu müssen.

Für unsere Firma passt es vorn und hinten nicht mehr. Dann diese enge Einfahrt … irgendwann wird uns hier einer draufbrettern, das ist sicher. Die fahren hier alle, wie die Irren. An eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h hält sich keiner und die Motorradfahrer fahren mit heulendem Motor und auf dem Hinterrad die Straße hoch und runter oder schießen mit 180 km/h an dem Hof vorbei. Echt, das ist hier nur noch der helle Wahnsinn.

Um den Garten wird es sehr schade sein. Er ist in den letzten Jahren wunderschön geworden. Alles ist natürlich zugewuchert, es gibt kaum noch ein freies Plätzchen. Das wird der Dame des Hauses sicherlich ein Dorn im Auge sein, wenn wir hier gehen. Wie ich sie kenne, wird sie alles dem Erdboden gleich machen. Traurig, dass die Menschen auch im Hinblick auf Natur abgestumpft sind und Gärten nur noch praktisch, ohne Unkräuter haben zu wollen, bewirtschaftet werden. In so einigen Gärten beobachte ich immer wieder, wie da tonnenweise der Kies angeschleppt und verarbeitet wird. Das ist widernatürlich und sieht obendrein nur hässlich und kalt aus. Und es trägt zur Klimaerwärmung bei. Aber der Bequemlichkeit der Menschen entspricht es … sie brauchen dadurch nur noch wenig tun und das, was angepflanzt wird, darum müssen sie sich allenfalls kümmern, wenn es zu trocken wird, eingegangen ist und herausgerissen werden muss.

Aber zurück zum Thema. Ich muss, ob ich es will oder nicht, den alten Garten loslassen. Ich schneide z.B. in diesem Jahr die etlichen Kilometer Buchsbaumkugeln und Buchsbaumhecken nicht mehr. Ich habe es bis heute geschafft, dass der Buchsbaum, obwohl er von Schimmel und Zünzler seit Anbeginn betroffen ist, sich hält und schön aussieht. Das war mordsmäßig viel Arbeit. Ich hatte sogar Fachleute von der Universität Oldenburg bei mir – diesen Aufwand habe ich betrieben, um den Buchsbaum halten zu können … egal – jetzt beginnt ein neues Zeitalter und ich lasse nun endgültig los.

Unser neuer Hof

Wir sind bei dieser dramatischen Lage natürlich nicht untätig geblieben und haben uns auf die Suche nach einem adäquaten Ersatz gemacht. Das hat zusätzlich für graue Haare gesorgt. Denn der Markt ist gesättigt, in den Wintermonaten sind kaum neue Angebote dazugekommen. Einige sind überteuert gewesen, andere baufällig oder nicht passend für die Firma oder für uns … Unsere Ansprüche sind breit gefächert. So etwas findet man nicht einfach und auch nicht schnell. Die Stolperfallen waren bei der Suche nach etwas Neuem gleich für uns präsent. Es gab Phasen, in denen wir fast aufgegeben hätten, denn irgendwie wollte es nie so richtig klappen. Wir mussten sogar einen Notartermin wegen fehlender Baugenehmigung in letzter Sekunde absagen.

Letztendlich sind wir fündig geworden. 20 km von unserem jetzigen Hof entfernt wartet unser neuer Hof schon auf uns. Momentan sind die Handwerker drin und machen alles schön, bauen so um, dass alles für uns passt. Dieser Hof ist perfekt für die Firma, alles ist gepflastert, sodass auch unsere Fahrzeuge rangieren können, ohne im Schlamm stecken zu bleiben. Der Hof ist um einiges größer und diese Größe ist für unseren Betrieb echt notwendig.

Kleine Mankos sind vorhanden. Der Vorbesitzer, Landmaschinenmechaniker, ist bislang nicht gänzlich ausgezogen. Er hat extrem viel um das Gelände, den Garten und in der Halle gelagert … Landmaschinen, Maschinenteile, Achsen und entkernte Lkws sowie lauter Anhänger und Traktoren stehen herum. Viele sagen, er würde es nicht rechtzeitig schaffen, alles in sein neues Domizil mitzunehmen. Ich bin zuversichtlich, dass er es bis zum angegebenen Zeitpunkt durchaus schaffen kann. Wir haben ihm eine großzügige Frist gesetzt und vereinbart, dass er zumindest das Haus und die Diele zu räumen hat. Das hat er auch sorgsam erledigt. Daher bin und bleibe ich zuversichtlich für den Rest. Er hat sein Wort gegeben und er ist noch vom alten Schlag. Für ihn ist ein Handschlag so verbindlich wie für andere eine Vertragsbindung. Er wird sich daran halten – ich bin mir sicher 😃

Und das andere Manko ist der Garten. Dieser neue Garten ist wahllos bepflanzt worden und kurz vor dem Verkauf haben die Hofbesitzer offensichtlich gemeint, ein Kahlschlag täte dem Garten gut. Leider musste auch ein Stück Wald, also wertvolle, Sauerstoff und Schatten spendende Bäume weichen. Meines Erachtens hat er davon ein wenig zu viel bekommen. Der Garten schirmt bisher nicht genügend ab und von überall her können Neugierige hineinschauen. Aber gut, das ist das kleinste Problem, es wird sich alles fügen. Ich hoffe einfach, dass der Garten, wenn ich noch so einige Veränderungen vornehme und auch notwendige Stauden einpflanze, mit den Jahren Gestalt annehmen wird.

Da ich dieses Jahr 60 Jahre alt werde, hoffe ich, dass ich noch einige Jahre haben werde, um den Garten so zu genießen, wie wir uns den letztendlich in unseren Visionen vorstellen.

Aber es geht offensichtlich bei uns nie ohne Handicaps.

Das Wohnhaus muss renoviert werden und beim Tapeten abreißen kamen einige Schimmelflecken zum Vorschein. Wir mussten den schimmeligen Putz bis auf die Grundmauern beseitigen. Und aus schnell fertig werden wurde dann doch nichts. Erst lief es gut an, mit unseren Handwerkern. Doch inzwischen treten da unschöne Ungereimtheiten zutage. Unsere Handwerker lassen sich viel Zeit – oft zu viel – und präsentieren ständig neue Ausreden, um nicht zu erscheinen, herumzutrödeln oder früher Feierabend machen zu können. Aber wenn es um das liebe Geld geht, dann müssen wir funktionieren, wenn es sein muss, auch nachts. Dass sie nur bedingt funktionieren, wir deswegen in Zeitdruck geraten und uns das eine Menge Geld kostet, das ist ihnen offensichtlich überhaupt nicht bewusst oder auch völlig egal. Und das verärgert uns, denn wir haben darauf immer nur bedingt Einfluss.

Wir machen laufend die Faust in der Tasche, damit bloß keine Missstimmungen entstehen. Heute sind die Menschen nämlich recht merkwürdig geworden. Mit vielen kann man gar nicht mehr gerade aus und normal reden. Mit einigen Kandidaten muss man extrem vorsichtig umgehen, weil man sonst damit rechnen muss, dass die sich womöglich vor den nächsten Zug werfen. 🤣 Ich lache jetzt zwar darüber, aber es ist leider gar nicht zum Lachen. Ein gewisser Teil der Menschen fordert nur noch, sie können zwar minutiös ihre Rechte aufzählen, aber ihnen fehlt es gänzlich an Motivation, Engagement, Fairness und Ehrlichkeit. Und bedauerlicherweise fehlt ihnen oft auch das notwendige Wissen. Sie wollen und fordern, aber geben und leisten nichts dafür, und das ist für uns belastend.

Wir versuchen daher so viel wie möglich selbst zu machen, um so autonom wie möglich zu bleiben. Wir haben einfach keine Lust auf diesen zermürbenden Kram. Und das, wo wir ohnehin schon am Limit kämpfen und keine Zeit haben … es ist schier zum verrückt werden.

Diese Schwurblerin, wovon ich im letzten Beitrag berichtete, ihr könnt euch sicherlich noch daran erinnern – lange Rede, kurzer Sinn – Arnt hatte ausgerechnet ihr Geld geliehen. Das macht man so in der Familie, sich gegenseitig zu helfen. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Das Geld sollte jedoch bereits im Januar zurückfließen. Bis vor einer Woche haben wir vergeblich versucht, die Dame über alle Kanäle zu erreichen, und vom Geld ist natürlich bis dato nichts zu sehen.

Da ist er wieder, der rote Faden … sogar enge Familienmitglieder lassen sich verleugnen. Wenn’s ums liebe Geld geht, hört eben jede Freundschaft und oft auch der Familienverbund auf. Uns scheint das Thema immer wieder zu begegnen. Vor nicht allzu langer Zeit war es noch der Grill, den wir verliehen und nie wieder zurückerhielten. Letztes Mal waren es die Hofbesitzer von unserem nicht gekauften Hof und dieses Mal … na ja, ihr lest es ja gerade selbst. Spannend oder nicht? Sind wir vielleicht doch zu gutmütig? Aber Hilfe ausschlagen, wenn man weiß, man kann helfen? Das fühlt sich für uns beide nicht gut an – das sind wir nicht. Und nein, wir helfen ganz sicher nicht, weil wir allen nur gefallen wollen. Wir helfen, weil wir eine Notwendigkeit erkennen.

Uns fehlt momentan trotzdem eine Menge Geld, das wir für den neuen Hof einsetzen wollten. Und die gute Dame macht sich einfach einen schlanken Fuß. Vor zwei Wochen mussten wir deswegen den Anwalt einschalten, denn wir müssen das Geld natürlich formell einfordern und wenn es sein muss, auch einklagen. Wir können und wollen sie nicht aus ihrer Verpflichtung entlassen. Übrig bleibt eine neue Erfahrung und die nächste bittere Erkenntnis, bloß niemanden zu glauben, wenn es um das liebe Geld geht. Man könnte darüber verbittern oder nur noch wütend sein. Aber würde sich daran dann etwas ändern? Nein! Also bleiben wir zuversichtlich und drehen solchen Begebenheiten den Rücken zu. Wir sind nicht der Auslöser, bzw. die Ursache. Wir müssen nur einmal mehr die Wirkung wegstecken. 😑

Dazu fällt mir etwas sehr Treffendes von Seneca aus den Abhandlungen „Über die Kürze des Lebens“ ein: „All jene, die dich zu sich rufen, zerren dich von dir selbst weg.“ Darüber ist es wert, noch einmal genauer nachzudenken, denke ich 😃.

Und ja, da sind ja auch noch unsere Veranstaltungen und Cateringaufträge, die wir parallel dazu noch haben. Und Quentin, unser Großer Schweizer Sennenhund, der bei uns als Welpe im Februar eingezogen ist und seitdem alles auf den Kopf stellt … Im nächsten Beitrag erzählen wir euch mehr davon und auch noch mehr von unserem neuen Hof.

Bleibt bis dahin gesund und zuversichtlich. Und bei Problemen, nehmt öfter einmal die Astronauten-Perspektive ein, um euch von der Verkopfung zu befreien. 😉